Globales Hochseeabkommen wird das Thema der Klimafragen neu dynamisieren
Es passiert nicht sehr oft, dass ein globales Umweltabkommen von allen Staaten, angefangen von den USA und der Europäischen Union bis nach China und inklusive der Afrika-Gruppe, aber auch von den Nicht-Regierungsorganisation (NGO) vom Pew Charitable Trust bis hin zu Greenpeace uneingeschränkt gelobt wird. Genau das geschah nun aber am Wochenende des 4. und 5. März 2023, als sich alle UN-Mitgliedstaaten auf einen rechtsverbindlichen "UN-Hochseevertrag" zum Schutz der biologischen Vielfalt der Ozeane einigten.
Fast zwei Jahrzehnte hat es gedauert, bis diese »…weltverändernde Vereinbarung« zustande kam, sagte Rebecca Hubbard von der gemeinnützigen High Seas Alliance. Sie fügte hinzu, dass der Ozean »unser größter Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel« sei.
Für Klimapublizisten wie mich bietet der neue Vertrag die Möglichkeit, unsere Berichterstattung über die Optionen im Kampf gegen die Erderwärmung ganz neu aufzusetzen. Historisch gesehen hat die Klimabewegung die Bedeutung der Ozeane weitgehend übersehen, obwohl sie die größte Kohlenstoffsenke der Erde sind. Jetzt, da die Regierungen von der Aushandlung dieses Vertrags zur Umsetzung des Abkommens wechseln, kann der Journalismus eine Schlüsselrolle spielen. Wir können die Regierungen für die Erfüllung der Versprechen des Vertrags zur Rechenschaft ziehen. Wir können die Gesellschaft permanent darüber informieren, warum Ozeane für das Überleben unseres Planeten wichtig sind. Und nicht zuletzt können wir diejenigen, die unsere Meere seit Jahrzehnten verschmutzen und belasten, sei es mit Plastikmüll, Pestiziden und Düngemitteln oder den Rückständen aus fossilen Treibstoffen zur entlarven und in die Verantwortung nehmen.
Ohne gesunde Meere ist es nicht möglich, ein lebenswertes Klima auf diesem Planeten zu bewahren. Genau das hat das nun geschlossene Abkommen bestätigt. Die Ozeane kompensieren etwa 30% der Kohlenstoffemissionen der Menschheit sowie mehr als 90% der überschüssigen Wärme, die durch diese Emissionen verursacht wird. Die stark gestiegenen CO2-Emissionen haben die Ozeane erwärmt und versauert. Das wiederum reduziert die Fähigkeit der Meere, das CO2 zu Kohlenstoff umzuwandeln und zu absorbieren. Gleichzeitig sind die wichtigen Unterwasserlebensräume einschließlich der Korallenriffe gefährdet, die die Basis der marinen Nahrungskette bilden.
Dieses neue Abkommen wird auch indirekt dem Kampf gegen den Klimawandel zugutekommen, denn es deutet darauf hin, dass die Regierungen der Welt bei einer gemeinsamen Umweltbedrohung durchaus zusammenarbeiten können, auch wenn sie sonst durch den Krieg in der Ukraine, durch Migration und viele andere Streitthemen gespalten sind.
Als »…einen Sieg für den Multilateralismus« bezeichnete UN-Generalsekretär António Guterres die Vereinbarung. Auch er betonte, dass der Schutz der Meere entscheidend sei, um die Ziele zu erreichen, die auf dem letztjährigen UN-Biodiversitätsgipfel vom Dezember 2022 in Montreal festgelegt wurden. Dort hatten sich die Nationen darauf geeinigt, bis 2030 ein Drittel der Weltmeere als Schutzzonen auszuweisen – anstelle der bisherigen 1,2%.
Die Umsetzung des Vertrags wird noch einige Zeit beanspruchen, da die einzelnen Länder ihn zuerst ratifizieren müssen. Aber: bereits jetzt, also sofort, müssen Entscheidungen darüber getroffen werden, wie der Vertrag umgesetzt und durchgesetzt wird.
All dies unterstreicht die Bedeutung der Klimaberichterstattung durch Publizisten und Journalisten. Durch gute, sachlich fundierte Kommunikation werden wir der Gesellschaft helfen, die entscheidende Rolle zu verstehen, die Ozeane bei der Klimastabilisierung spielen. Die Serie »Ocean Shock« von Reuters, die »…die Klimakrise unter den Wellen« untersucht, eine Inspiration für neue Ideen sein.
Die Ozeane und die spektakuläre Vielfalt an Tiere und Pflanzen unter der Meeresoberfläche sind nicht nur beeindruckend. Das Leben im Meer ist ein wesentlicher Verbündeter bei der Entschärfung der Klimaproblematik. Helfen wir alle der Gesellschaft, die Wertigkeit der Ozeane wieder zu schätzen.
Kommentar von Ralf Roschlau zum Hochseeabkommen
Mehr zu diesem Thema in meinem aktuellen Beitrag bei METEORED-daswetter.com;
https://www.daswetter.com/nachrichten/wissenschaft/hochseeabkommen-zum-schutz-der-meere.html
